Gemeinsam Bayerns Natur schützen

Nachweise einzelner bayernweit gefährdeter Fliegen- und Käferarten

In den Jahren 2015 - 2019 stellte unsere Schwebfliegen-Expertin Gisela Merkel-Wallner Malaisfallen auf arten- und strukturreiche Biotopflächen im Eigentum oder in Pacht des LBV im Landkreis Cham auf. 

Diese Fallen sind speziell für den Fang von Insekten entwickelt: Die Insekten gelangen während ihres bodennahen Fluges in den dunklen unteren Teil des Zeltes und versuchen dann dem Licht entgegen in den hellen oberen Teil des Zeltes zu gelangen. Am Gipfel des Zelts befindet sich ein Gefäß mit 70% Alkohol, der die Insekten konserviert. Die Fallen sind automatische und selektieren nicht. Die Fallen werden alle 3 Wochen entleert und die Insekten nach Ordnung gruppiert.

Alle Fallen wurden mit Genehmigung der zuständigen Behörde aufgestellt.

Die Auswertung ist zeitintensiv und bedarf des Wissens entsprechender Spezialisten. Gisela nahm sich die Bestimmung der Zweiflügler (Dipteren) vor, die Käfer (Coleopteren) übernahm ihr Kollege Herbert Fuchs, ein Spezialist für Käfer.

Dipteren - Zweiflügler

 

Was sind Dipteren? Insekten haben üblicherweise vier Flügel, ein Paar vorne, ein Paar hinten. Bei den Zweiflüglern sind - wie schon der Name erahnen lässt - die Hinterflügel zu so genannten Schwingkölbchen (Halteren) umgebildet. Zu dieser Gruppe von  Insekten gehört, zum Beispiel, auch die Stubenfliege. In Deutschland leben ca. 1000 Arten der Zweiflügler.

 

Unter den Dipteren, die in Fallen auf der Drathinsel nachgewiesen wurden, befinden sich zahlreiche Arten, die aufgrund ihrer Gefährdung im Bestand in den Roten Listen Bayern und Deutschland aufgeführt sind.

 

Foto: Lanbauchschwebfliege, Hainschwebfliege, Gem. Feldschwebfliege -  Pfeuffer Dr. Eberhard_LBV Bildarchiv

So ist, zum Beispiel, die Schwebfliege Chalcosyrphus valgus zu unbekanntem Ausmaß in Bayern gefährdet, deutschlandweit gilt sie als gefährdet, auf der Drathinsel wurde ein Männchen gefangen. Diese Fliege lebt in alten Nadel- und Laubwälder mit Totholz. Es gibt mehrere Nachweise in Ostbayern.

 

Ebenso selten in Bayern ist die Schwebfliege Eupeodes nielseni. Sie lebt in Nadelholzwäldern und angrenzenden Blühflächen; in Ostbayern kommt sie noch recht zahlreich vor.

 

Wenig weiß man über das Vorkommen und die Verbreitung von Heringia vitripennis. Ein Paar dieser Schwebfliegenart wurde im Jahr 2015 gefangen.

 

FotoChalcosyrphus valgus, Martin Andersson, CC BY-SA 3.0

Coleopteren - Käfer

Die Käfer (Coleoptera) sind mit über 350.000 beschriebenen Arten die weltweit größte Ordnung aus der Klasse der Insekten – noch immer werden jährlich hunderte neue Arten beschrieben. Man findet sie überall, außer in der Antarktis. In Deutschland leben ca. 7000 Käferarten.

Die vorderen Flügel der Käfer sind sehr hart und schützen die übrigen Flügel wie ein Mantel. Typisch sind auch lange Fühler, die man Antennen nennt.

 

Der Bogen-Zwergmarienkäfer (Clitostethus arcuatus) konnte durch einen Fund in der Falle auf der Drathinsel erstmals für den Bayerischen Wald nachgewiesen werden! Lange Zeit war diese Art für Bayern nur aus dem Jahr 1982 im Südfriedhof in München bekannt. Der kleine Käfer kann im Efeu entdeckt werden, aber auch an Weißdorn, Schlehdorn, Apfelbaum, Brombeere, Springkraut, Schöllkraut, Waldrebe und verschiedenen Kulturpflanzen. 

Foto: Clitostethus arcuatus, Rote Liste der Marienkäfer, Sächsisches Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie

Weiters wurde Mordellistena secreta erstmals für Nordbayern nachgewiesen. Von Scirtes orbicularis stammten die letzten Nachweise aus den Jahren 1934 und 1938 vom Stadtrand von Aschaffenburg - jetzt gibt es einen Fund von der Drathinsel aus dem Jahr 2018!

Literaturangaben

  • Merkel-Wallner, G. (2020). Weitere bemerkenswerte Dipterennachweise aus Ostbayern. Beiträge zur bayerischen Entomofaunistik 20:11–29, Bamberg (Dezember 2020), ISSN 1430-015X
  • Fuchs, H. (2020). Aus dem Arbeitskreis Coleoptera: Bemerkungen zur Verbreitung und zum Erfassungsstand ausgewählter Käferarten in Bayern. Beiträge zur bayerischen Entomofaunistik 20:31–42, Bamberg (Dezember 2020), ISSN 1430-015X
  • Noch mehr interessante Informationen zu Verbreitung und Vorkommen einzelner Insektenarten findet man in den faunistischen Notizen der Arbeitsgemeinschaft Bayerischer Entomologen e.V.
  • Die Datengrundlage für die Beurteilung der Häufigkeit der Käfer-Arten bildet das Käferverzeichnis Deutschlands.