Mykologinnen und Mykologen nicht nur aus Bayern, sondern aus ganz Deutschland, Österreich und der Schweiz trafen sich vom 30.9. bis 3.10. 2023 am Umweltzentrum in Nößwartling,
um sich über die heimischen Pilze auszutauschen.
Bei ihren Jahrestagungen besuchen die Pilzkenner jedes Jahr interessante Naturschutzgebiete, Naturwaldreservate und ähnlich schützenswerte Gebiete in ganz Bayern, um die dort heimischen
Pilzgesellschaften zu erforschen, zu erfassen und ihre Ergebnisse dann auch den örtlichen Naturschutzbehörden zur Verfügung zu stellen. Heuer erkundeten sie 5 Tage lang Gebiete im Landkreis
Cham sowie in den angrenzenden Landkreisen Schwandorf und Regen. Mitorganisatorin Elfride Kellnhofer stellte den angereisten Mykologinnen und Mykologen in einem Vortrag die Exkursionsgebiete vor
und stimmte so auf die Gegend ein. Gesammelt wurden dann an den Rißlochfällen im Arbergebiet, im Arracher Moor, im Gibachtbereich, in den Regentalauen und in den Neubäuer Weißmoos-Kiefern-Wäldern
die unterschiedlichsten Pilze, die ein normaler Schwammerlsucher sicher niemals in den Korb packen würde. Interessant waren dabei alle Arten von Pilzen – der Speisewert war den Mykologen
unwichtig, denn gegessen wurde anschließend kein einziger der wertvollen Funde. Ziel war es schließlich, einen möglichst umfassenden Überblick über die Artenvielfalt der Region zu gewinnen. Nach
den ausgedehnten Sammelwanderungen durch die Wälder, Moore und Wiesen mussten die Pilze bestimmt werden, was auch für Kenner nicht immer so einfach von der Hand geht. Fast immer mussten die Funde
dazu im Mikroskop akribisch mit einem guten Blick für Details untersucht werden, um die Benennung der Art möglich zu machen. Die so bestimmten Pilze wurden dann am Abend in großer Runde
vorgestellt und besprochen.
Zur Tagung hatte sich auch Dr. Norbert Schäffer, Landesvorstand des LBV, in Nößwartling eingefunden, um einen naturschutzfachlichen Dialog mit den anwesenden Pilzexperten zu
führen. Im gemeinsamen Gespräch mit dem Präsidenten der Bayerischen Mykologischen Gesellschaft Dr. Christoph Hahn stellten beide den Wert der Buchenwälder in den Mittelpunkt, die frei von
menschlicher Nutzung sind. Bayern trägt hier mit Deutschland eine weltweite Verantwortung. Nur in prozessgeschützten Wäldern können sich auch hochbedrohte Vertreter der Pilzfunga entwickeln, ihr
Wert ist nicht mit Wirtschaftswäldern vergleichbar. Sichtlich erstaunt war Schäffer über die unerwartet hohe Anzahl der gefundenen Pilze. Dabei waren teilweise große Raritäten, für die
Deutschland weltweit eine große Verantwortlichkeit für deren Erhalt und Schutz innehat. „Ich fühle mich jetzt richtig klein und unbedeutend mit unseren etwa 350 Vogelarten in Bayern“, gestand der
LBV-Landesvorstand im Rahmen der abendlichen Fundbesprechung mit BMG-Präsidenten Hahn, „denn die unglaubliche Artenvielfalt im Reich der Pilze stellt doch alles andere in den Schatten.“ Derart
begeistert sicherte Schäffer seine volle Unterstützung bei zukünftigen Vorhaben der BMG zu, die von der Bayerischen Mykologischen Gesellschaft gerne angenommen wird.
Foto: E. Euringer-Klose