Gemeinsam Bayerns Natur schützen

Wasser bedeutet Leben

Auch in der kleinsten Pfütze existieren phantastische Lebewesen

Kleingewässer und Pfützen, die zeitweise entstehen und dann wieder verschwinden, nennt man Pionier- oder auch temporäre Gewässer. Sie sind wichtige Lebensräume für teils hochbedrohte Tierarten wie Bayerns Urzeitkrebse, aber auch für Gelbbauchunke oder Wechselkröte. Sie unterstützen zudem Schwalben beim Nestbau und werden zum Baden oder Trinken von Vögeln genutzt. Zu den Erstbesiedlern tieferer Tümpel zählt der Teichfrosch, auch andere Amphibien wie Teichmolch oder Erdkröte nutzen diese kleinen Habitate. Wasserschnecken, Wasserkäfer und prächtige Libellen gehören hier zur Wohngemeinschaft. Was für Singvögel als Tränke und Badewanne dient ist für kleine Lebewesen wie den Wasserfloh ein überlebenswichtiges Zuhause!

 

Leider werden diese Wasserflächen in der Natur immer seltener. Intensive Nutzung der Böden in der Landwirtschaft, ihre starke Versiegelung durch Bebauung und die Regulierung von Bächen und Flüssen verhindern den für viele Lebensgemeinschaften so wichtigen Wechsel von Trocken und Nass. Aktuell sind es vor allem militärische Übungsflächen, die ein „Werden und Vergehen“ dieser Kleinstbiotope gewährleisten – ob sie wohl deshalb Pioniergewässer heißen?

 

Jeder und jede einzelne kann mithelfen, die Artenvielfalt zu fördern, indem man im Garten zeitweise Pfützen anlegt. Das macht Spaß und ist gut für die Natur. Denn: auch kleine Pfützen nützen vielen Lebewesen!

Wo gibt es Kleingewässer in Bayern?

Noch vor 200 Jahren gab es eine Vielfalt von Kleingewässern in unserer Landschaft. Ungezähmte Flüsse überschwemmten regelmäßig die angrenzenden Auwälder und Wiesen. Nach jedem starken Regenfall füllten sich Mulden und Senken in der undrainierten Landschaft. In Dorf- und Hofnähe gab es zahllose, vom Menschen geschaffene Gewässer: Mühl- und Fischteiche waren weit verbreitet. Waschgräben und Löschteiche ebenso. Auch Flachsrotten und Tränkekuhlen für das Weidevieh gehörten dazu. Heute sind jedoch zwischen 50 und 90% dieser Kleingewässer aus den einzelnen Landkreisen verschwunden. Damit haben viele hochgefährdete Tier- und Pflanzenarten ihre Lebensgrundlage verloren.

 

Frösche, Kröten und Molche sind ganz besonders betroffen. Sie nutzen die Kleingewässer als Laichplatz. Auch die Larven von Libellen und zahlreichen anderen Insekten entwickeln sich im Wasser. Erwachsene Libellen jagen dicht über der Wasseroberfläche. Auch Vögel und Säugetiere finden hier Nahrung und nutzen das Gewässer als Tränke.

Was kann ich tun? - Kleingewässer anlegen

Bereits kleine, wassergefüllte Mulden bieten zahlreichen Wasserinsekten einen Lebensraum. Im Sommer dürfen diese auch einmal austrocknen. Etwas größere Tümpel dienen vielen Amphibien als Laichplatz und Lebensraum.

Amphibien, Vögel und Insekten haben ganz unterschiedliche Ansprüchen an ein Gewässer. Damit ihr Gewässer von der gewünschten Tierart auch genutzt werden kann, müssen Sie seine Ansprüche bei der Anlage des Gewässers berücksichtigen.

 

Wir stellen Ihnen hier die vier wichtigesten Gewässertypen kurz vor. Welcher Typ lässt sich auf Ihrer Fläche am Besten umsetzen?

Der Amphibientümpel

Ein Amphibientümpel ist ein naturnah gestaltetes Kleingewässer, das speziell darauf ausgelegt ist, dass sich heimische Amphibien wie Frösche, Kröten und Molche ansiedeln und erfolgreich laichen können. Voraussetzung dafür sind geeignete Standortbedingungen und eine sorgfältige Anlage, etwa mit flachen Uferbereichen, Wasserpflanzen und ohne Fische, die sonst die Kaulquappen fressen würden. Ein umliegender Gehölz- und Strauchstreifen sowie sonnige Flachwasserzonen fördern die Entwicklung der Larven und bieten Lebensraum an Land. Durch regelmäßige Pflege bleibt das Gewässer dauerhaft attraktiv für Amphibien und unterstützt den Naturschutz vor Ort. 

 

Foto: Gartenteich - Eberhard Pfeuffer, LBV Bildarchiv

Der Libellenweiher

Ein Libellenweiher ist ein flaches Kleingewässer, das gezielt geschaffen wird, damit Libellen dort ihre Eier ablegen und sich ihre Larven im Wasser entwickeln können. Libellen nutzen zwar oft Lebensräume weit vom Wasser entfernt, zur Fortpflanzung sind stehende Gewässer jedoch unentbehrlich, weshalb solche Weiher die lokale Libellenfauna stärken. Für eine erfolgreiche Anlage sind ein sonniger Standort, geringe Wassertiefen, naturnahe Uferlinien und Wasserpflanzen wichtig, und es sollten keine Fische eingesetzt werden, da sie Larven fressen. Solche Biotope werden in der Landschaft immer seltener, daher leistet ein Libellenweiher einen wertvollen Beitrag zum Artenschutz. 

 

Foto: Blaugrüne Mosaikjungfer - Andreas Giessler, LBV Bildarchiv

Die Kiebitzseige

Eine Kiebitzseige ist eine flache Wiesenmulde, die sich nach Regen oder im Frühjahr mit Wasser füllt und Wiesenbrütern wie dem Kiebitz und Brachvogel Nahrung, Trink- und Badeplätze bietet. Solche Seigen wurden in Moor- und Auenlandschaften genutzt, sind heute aber seltener und können auf Feucht- oder Dauergrünland neu angelegt werden, um seltenen Vogelarten zu helfen. Entscheidend für ihren Nutzen sind ein mindestens 10 Meter breiter Wiesenrand, geringe Tiefe und ein sanfter Übergang zur umgebenden Wiese, damit Vögel und andere Tiere optimal zurechtkommen. Die richtige Pflege umfasst späte Mahd, Entfernung unerwünschter Pflanzen und Verzicht auf Düngemittel, um Lebensraumqualität und Nahrungsangebot zu erhalten. 

 

Foto: Kiebitz Vanellus vanellus - Frank Derer, LBV Bildarchiv

Wassergraben

Gräben können ein wertvoller Lebensraum für viele Tiere und Pflanzen sein, bieten Nahrung für Insekten und Vögel und Lebensraum für Wasserbewohner. Oft wurden sie jedoch nur funktional angelegt und sind ökologisch wenig attraktiv, weil Uferstauden und Gehölze fehlen. Durch das Anlegen von Uferrandstreifen mit geeigneten Pflanzen und das Aufweiten des Grabens entstehen flachere Übergangsbereiche, die Insekten, Amphibien und Vögeln mehr Lebensraum bieten. Auch eine naturnahe Pflege mit seltenem, abschnittsweisem Räumen fördert die Vielfalt und schützt Kleinlebewesen im Wasser.

 

Foto: Wassergraben - Ralph Sturm, LBV Bildarchiv

Aufwand und Kosten

Die Anlage eine Gewässers ist oft mit einem erheblichen Arbeitsaufwand verbunden. Aber Sie werden sehen, es lohnt sich!

Je nach Art und Größe des Gewässers fallen die Kosten unterschiedlich aus. Wir empfehlen daher, einen groben Kostenplan aufzustellen. Berücksichtigen Sie dabei folgende Punkte:

  • Verlust an Produktionsfläche
  • Zeitaufwand
  • Maschineneinsatz
  • Materialkosten

Die Pflege des Gewässers ist mit einem gewissen Zeitaufwand verbunden. Gewässertyp sind sehr unterschiedliche Pflegemaßnahmen nötig. Die meisten Pflegeeingriffe erfolgen einmal jährlich ab September. 

 

Die Neuanlage von Gewässern kann von der Unteren Naturschutzbehörde gefördert werden. Dazu muss ein formloser Antrag gestellt werden. Besonders gute Chancen auf eine Föderung haben Sie, wenn Sie einen Gewässerverbund herstellen. 

Auch für bestehende Gewässer gibt es Födermöglichkeiten im Kulturlandschaftsprogramm; informieren Sie sich auch hierzu bei der Unteren Naturschutzbehörde.